Welche Beschwerden / Symptome deuten auf ein BPS
Die veränderte Prostata behindert die Harnentleerung immer mehr, was ernste Folgen haben kann. Meist treten zunächst zunehmend Beschwerden am unteren Harntrakt auf (LUTS), vor allem solche beim Wasserlassen.
Veränderungen der Prostata, vor allem die gutartige Vergrößerung (BPE oder BPH), können für den Urinfluss zu einem „gutartigen Prostatahindernis“ werden (BPO). Dann kann es zu Beschwerden wie schwacher Harnstrahl, häufiges Wasserlassen etc. kommen, die man als LUTS zusammenfasst (engl. lower urinary tract symptoms, zu allen drei Abkürzungen s. auch Begriffe). Sie sind nicht spezifisch für das BPS, können also auch bei anderen Erkrankungen auftreten, so dass eine Untersuchung zur Abklärung nötig ist. Beim BPS nehmen sie in der Regel mit der Zeit zu, wobei mehr oder weniger lange Schwankungen, auch zum Besseren normal sind:
Die Einengung (Obstruktion) der Harnröhre führt zu obstruktiven Miktionsstörungen (Miktion = Wasserlassen; s. hierzu auch Miktionsstörungen): Der Harnstrahl ist abgeschwächt, bis hin zum Tröpfeln. Der Beginn der Harnentleerung verzögert sich, sie stoppt möglicherweise zwischendurch und dauert insgesamt länger. Man presst, um die Blase zu entleeren, und im Anschluss kann der Harn nachträufeln. Zudem bemerkt man, dass die Blase nicht völlig entleert wird (Restharngefühl).
Es kommt zu irritativen Miktionsstörungen: Zur Pollakisurie (häufiger Harndrang bei geringerer Harnmenge) und Nykturie (Harndrang mehr als zweimal pro Nacht). Oder auch zu Dysurie (erschwertes Wasserlassen), Algurie (schmerzhaftes Wasserlassen) und imperativem Harndrang (plötzlicher, unwiderstehlicher Drang). Vor allem diese Reize sind nicht nur lästig, sondern auch belastend, da man ständig eine Toilette sucht oder die Nachtruhe gestört ist.
Im weiteren Verlauf kann bei imperativem Harndrang (engl. urge) unwillkürlich Urin abgehen (Urge-Inkontinenz, s. auch Harninkontinenz). Wegen des zunehmenden Prostatawiderstands wird die Muskelschicht der Blase dicker. Dennoch verbleibt nach dem Wasserlassen eine immer größere Menge Harn in der Blase (Restharn). Die dauernde Überdehnung führt schließlich zum Abbau des Blasenmuskels, Stränge von Bindegewebe treten innen hervor (Balkenblase). Dazwischen stülpt sich die Wand eventuell zu so genannten Divertikeln aus, die sich beim Wasserlassen gar nicht entleeren. Die Entstehung von Blasensteinen und Entzündungen wird begünstigt. Durch die Veränderungen der Blasenwand und erhöhte Drucke beim Wasserlassen, kann der Urin sich bis in die Nieren zurückstauen, die dadurch dauerhaft geschädigt werden können. Dies ist besonders gefährlich, weil es ein schleichender Prozess ist, der oft keine Symptome hervorruft und deshalb vom Patienten häufig gar nicht bemerkt wird. Wenn sich die Blase fast gar nicht mehr entleeren kann, entsteht eine Überlaufblase mit ständigem Harnträufeln (Überlaufinkontinenz, s. auch Harninkontinenz). Weitere mögliche Komplikationen sind:
Schmerzen: Sie entstehen meist bei einer plötzlichen Verschlechterung des Wasserlassens bis hin zur akuten Harnverhaltung (s.u.) oder bei Entzündungen von Harnwegen, Prostata, Samenblasen oder Nebenhoden (s.u.).
Blutbeimengung zum Urin (s. auch Hämaturie): Eine geringfügige Beimengung (Mikrohämaturie) ist ein typisches Zeichen eines Harnweginfekts (s.u.). Eine starke, schmerzlose Blutung (Makrohämaturie) kann durch Pressen beim Wasserlassen entstehen: Es platzt eine von der vergrößerten Prostata gestaute Vene am Harnröhrenanfang. Da eine schmerzlose Makrohämaturie aber auch Zeichen eines Blasen- oder Harnleitertumors sein kann, ist immer entsprechende Untersuchungen beim Urologen erforderlich.
Akute Harnverhaltung (Ischurie): Der für den BPS-Patienten schlimmste und eindrucksvollste Notfall ist der akute Harnverhalt. Die Blase kann nicht mehr entleert werden, läuft mit der Zeit immer voller und voller, was zu sehr starken Schmerzen führt. Der Patient muss notfallmäßig einen Urologen oder ein Krankenhaus aufsuchen, damit die Blase über einen Katheter entleert werden kann. Es gibt verschiedene Gründe, die einen akuten Harnverhalt auslösen oder begünstigen können, unter anderem wird der Genuss von kalten Getränken z.B. kaltem Bier als Auslöser angegeben.
Harnwegsinfekte sind bei Männern allgemein eher selten, häufiger aber beim BPS-Patienten. Da die Blase nicht ganz leer wird, können Keime nicht vollständig ausgespült werden und vermehren sich im Restharn. Typische Zeichen einer akuten Zystitis (Harnblasenentzündung) sind Brennen beim Wasserlassen (Algurie), sehr häufiges Wasserlassen (Pollakisurie) auch nachts (Nykturie), imperativer Harndrang und der Urin kann blutig sein. Durch immer wiederkehrende Entzündungen (chronische Zystitis) können sich Harnblasensteine bilden. Man erkennt dies oft durch Harnstottern, wenn der Stein den Blasenausgang immer wieder verlegt. Entzündungen, die in die oberen Harnwege und Nieren aufsteigen, verursachen meist zusätzlich hohes Fieber sowie heftige Schmerzen in Rücken, Flanken oder Leisten. Sie sind eine sehr ernst zu nehmende Erkrankung und können die Nieren dauerhaft schädigen.
Weitere Entzündungen: In der Prostata bilden sich Bereiche mit Gewebeschwellung, Sekretstauung und steriler Entzündung (s. auch im Abschnitt Ursachen und Entstehung). Eine mögliche Folge sind chronische Beschwerden im Bereich des Beckens wie beim chronischen Beckenschmerzsyndrom. Zudem erleichtern solche Bereiche das Wachstum von Keimen, so dass es im Rahmen einer Blasenentzündung zur bakteriellen Prostataentzündung kommen kann (s. akute Prostatitis und chronische Prostatitis). Gleiches gilt für Entzündungen von Samenblasen und Nebenhoden, wenn die Keime über die Samenwege aufsteigen.
Berges, R., et al.: Diagnostik und Differenzialdiagnostik des benignen Prostatasyndroms (BPS). Leitlinien der Deutschen Urologen. Urologe 2009; 48: 1356-1364
Michel / Thüroff/ Janetscheck / Wirth: Die Urologie, Springer Medizin Verlag, Heidelberg 2016, ISBN 978-3-642-39939-8