Sport und Bewegung – Bedeutung für Krebspatienten

Sport kann nicht nur zur Krebsprävention beitragen, auch von Krebs betroffene Patienten sollten unbedingt körperlich aktiv sein. Denn dass Sport und Bewegung viele Vorteile haben, ist inzwischen erwiesen.

Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass regelmäßige körperliche Aktivität sowohl das Risiko für Krebs als auch für Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes sowie für Knochen- und Muskelabbau reduzieren kann. Dabei gilt das Motto „Hauptsache aktiv!“. Das heißt, es muss nicht immer Hochleistungssport sein – die Bandbreite körperlicher Betätigung reicht von einfacher Bewegung im Alltag bis hin zu Sport.

 

Krebs vorbeugen

Dass Sport und Bewegung zur Krebsvorbeugung (Prävention) beitragen können, hat verschiedene Gründe. Dazu zählt vor allem, dass Übergewicht ein Risikofaktor bei verschiedenen Krebsarten ist. Dem wird mit Bewegung entgegengewirkt, da diese positive Auswirkungen auf das Körpergewicht und den Energiehaushalt hat. Zudem beeinflusst regelmäßiges Training u. a. den Insulinspiegel und weitere Botenstoffe im Blut, sodass Wachstumssignale zur eventuellen Entstehung von Tumoren in den Körperzellen unterdrückt werden. Und: Bewegung hat positive regulierende Effekte auf Faktoren bei der Krebsentstehung, wie chronische Entzündungsprozesse, sowie auf das Immunsystem.

Zusammenfassend hat Ertüchtigung viele mögliche körperliche und seelische Vorteile:

  • Stabilisierung des Herz-Kreislaufsystems,
  • Stärkung der allgemeinen Kraft und Fitness,
  • Erleichterung der Alltagsaktivitäten,
  • neues Selbstvertrauen und
  • Verminderung von psychischen Beeinträchtigungen, wie Depressionen und Ängste.

Dazu, welche Sportart besonders zur Krebsprävention geeignet ist, gibt es keine eindeutige Empfehlung. Vielmehr ist die Art der Bewegung abhängig vom Alter, dem individuellen Gesundheitszustand und den Vorlieben. Ratsam sind verschiedenen medizinischen Gesellschaften zufolge durchschnittlich mindestens 150 Minuten moderate Bewegung oder 75 Minuten anstrengende Aktivität pro Woche.

Motivation statt Schonung

Trotz der genannten Vorteile ist es für Krebspatienten oftmals schwer, sich zu Sport und Bewegung zu motivieren. So bewegen sich 30 bis 50 Prozent aller Krebspatienten ein Jahr nach der medizinischen Therapie weniger als zuvor. Stattdessen überwiegen häufig Rückzug und Isolation, Inaktivität und Schonung sowie Unwohlsein, ein sinkendes Selbstwertgefühl, depressive Verstimmungen und negative körperliche Auswirkungen.

Früher wurden viele Patienten darin bestärkt, sich eher zu schonen. Grund dafür war die Ansicht, dass man bei einer Krebserkrankung auf zu viel körperliche Aktivität verzichten sollte. Man dachte, dass Sport die Entstehung von Krebs fördern, Tochtergeschwülste (Metastasen) auslösen oder den Genesungsprozess behindern könnte. Heute ist man zum Glück schlauer und weiß, dass Bewegung auch bei Krebspatienten zahlreiche positive Auswirkungen auf Therapie und Krankheitsverlauf hat:

  • Erhalt und Verbesserung der körperlichen und seelischen Stabilität,
  • Vorbeugung und Reduktion von Nebenwirkungen oder Komplikationen,
  • verbesserter Therapieerfolg,
  • Vermeidung und Reduktion von Folgen der körperlichen Einschränkungen
  • mögliche Risikoreduktion für eine Rückkehr der Erkrankungen (Rezidiv) oder Metastasen.

Vorteile nutzen

Die sportliche Betätigung kann in allen Phasen der Erkrankung stattfinden: Nicht nur in der akuten Behandlungszeit und während der Rehabilitation nach der Therapie oder OP, auch bereits zur sogenannten Prehabilitation – vor einer Behandlung oder Operation – ist gezielte Bewegung sinnvoll. Hier kann sie bewirken, den Patienten schon nach der Diagnose physisch zu stärken, ihn auf die Therapie vorzubereiten und einen frühzeitigen günstigen Einfluss auf negative körperliche Effekte, z. B. eine Harninkontinenz, zu erzielen.

Und auch während der Akutphase hat gezieltes Training positive Effekte. Beispielsweise kann im Fall von Prostatakrebs eine Inkontinenz nach einer radikalen Prostatektomie (RPE) durch spezielles Schließmuskeltraining verringert werden. Auch eine Senkung der Sterblichkeit (Mortalität) durch intensive körperliche Betätigung ist bei Patienten mit Prostatakrebs durch eine Studie belegt.

Für alle Krebspatienten gilt, dass es durch individuell angepasste Aktivität  (z. B. Krafttraining) zu einer Verbesserung des krankheitsbedingten Erschöpfungssyndroms (Fatigue) oder durch spezielle Übungen, das sogenannte Impact Training, zu einer Erhöhung der Knochendichte kommen kann. Generell führt Bewegung zu vielen physischen und psychischen Effekten:

  • Steigerung von Fitness, Kraft und Körperkonstitution,
  • Zunahme von Knochen- und Muskelmasse,
  • positive Beeinflussung von Begleiterkrankungen wie Diabetes,
  • Verbesserung von Müdigkeit, Erschöpfung und seelischen Beschwerden und
  • Verbesserung der Lebensqualität.

Näheres zu Effekten von Sport und Bewegung auf zellulärer Ebene finden Sie unter „Sport bei Krebs – Muskelaufbau durch Zellaktivierung“.

Langsam anfangen

Wichtig für alle Patienten ist, immer mit der Bewegung zu beginnen, die dem derzeitigen persönlichen Leistungsstand entspricht. Dazu ist es ratsam, vor dem Beginn der körperlichen Aktivität mit dem behandelnden Arzt zu besprechen, ob überhaupt Sport gemacht werden darf, sowie Kraft, Ausdauer und Koordination testen zu lassen. Ein anschließendes Training mit dem subjektiven Belastungsempfinden „etwas anstrengend“ bis „anstrengend“ ist dann in den meisten Fällen genau richtig.

Auch wenn man sein Pensum mit der Zeit steigern kann, sollte man Überanstrengungen unbedingt vermeiden und dem Körper immer ein bis zwei Tage Pause gönnen.

Auch bestehen für Krebspatienten kleine Einschränkungen. So sollten sie bei verringerter Knochendichte oder Knochenmetastasen auf Sportarten mit erhöhter Sturzgefahr oder hohem Verletzungsrisiko, wie alpines Skifahren oder Ballsportarten, verzichten. Zeitnah nach einer Operation sollten sie eher normalen Alltagsaktivitäten nachgehen und/oder spezielle angepasste physiotherapeutische Angebote nutzen. Schwimmbadbesuche sollten bei geschwächtem Immunsystem oder bei Prostatakrebspatienten bei Inkontinenz nach einer OP vermieden werden.

Besser ganz auf Sport zu verzichten, ist u. a. ratsam bei

  • Kreislaufbeschwerden,
  • akuten Infekten oder Fieber,
  • starken Schmerzen,
  • starker Übelkeit,
  • akuten Blutungen oder
  • an Tagen einer möglichen Chemotherapie.

Informieren Sie sich

Derzeit gibt es bundesweit rund 1.650 Krebs- sowie zahlreiche Reha-Sportgruppen. Dazu kommen weitere Angebote, wie die Onkologische Trainings- und Bewegungstherapie – ein speziell auf Krebspatienten zugeschnittenes Programm der Deutschen Sporthochschule in Köln. Informationen und Kontaktadressen erhalten interessierte Patienten u. a. von Landes- und Behindertensportbünden, Krankenkassen und natürlich ihrem Arzt. Er kann ihnen auch helfen, eine Erstattung der Kosten für Sport- und Rehakurse bei der Krankenkasse zu beantragen.


Autorin: Anne Göttenauer, 09.03.2017

Weitere Artikel die Sie interessieren könnten: