Grundlagen Ernährung
Ernährung bei fortgeschrittenem Prostatakrebs
Die Diagnose einer Krebserkrankung stellt einen gravierenden Einschnitt im Leben eines Menschen dar. Aber gerade der Prostatakrebs unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht von anderen Krebserkrankungen. Zum einen ist der Prostatakrebs eine generell eher langsam fortschreitende Erkrankung und zum anderen hat in den letzten Jahren – bedingt durch die Früherkennung und neue Therapieoptionen – die Anzahl an Behandlungsverfahren, denen sich der einzelne Patient im Krankheitsverlauf stellen muss, zugenommen. Als weitere Besonderheit ist die Hormontherapie zu nennen, die wiederum spezielle Anforderungen an den Organismus stellt.
Man sollte die Diagnose eines Prostatakarzinoms zum Anlass nehmen, Ernährung und Lebensstil auf den Prüfstand zu stellen und an den Anforderungen, die durch Krankheit und Behandlung auf den Patienten zukommen, neu zu orientieren. Diese Erfahrung habe ich in vielen Gesprächen mit Patienten und insbesondere auch Mitgliedern von Prostataselbsthilfegruppen immer wieder bestätigt gesehen.
Nachdem zur Primärprävention des Prostatakarzinoms eine große Zahl von teilweise guten Untersuchungen vorliegt, erstaunt es, dass die Datenlage zur sog. Tertiärprävention (d. h. dann, wenn die Erkrankung vorliegt) so dürftig ist. Von daher basieren Empfehlungen zur Ernährung beim fortgeschrittenen Prostatakarzinom auf einer eingeschränkten Datenlage und orientieren sich eher am Bedarf eines Patienten, der z. B. eine Hormontherapie erhält.
Was den direkten Einfluss auf den Krankheitsverlauf angeht, so scheint der Konsum von Tomaten bzw. von Tomatenprodukten einen günstigen Einfluss auf den Krankheitsverlauf zu nehmen. Die Einschätzung, dass Tomatenprodukte möglicherweise sogar noch wirksamer als die rohen Früchte sind, wird dadurch erklärt, dass in Tomatenprodukten der Gehalt an Lykopin, dem eine wichtige Rolle zugeschrieben wird, höher ist. Bei den Vorschlägen sind daher Tomaten und Tomatenprodukte vermehrt berücksichtigt. Umgekehrt scheint ein übermäßiger Konsum von Milch- bzw. Milchprodukten eher nachteilig zu sein. Dennoch wird von einer völligen Abstinenz abgeraten. Der Knochenstoffwechsel, insbesondere bei Vorliegen von Knochenmetastasen, aber auch nach jahrelanger Hormontherapie, benötigt Kalzium / Vitamin D. Von daher ist ein maßvoller (!) Konsum gut und richtig!
Anstrengende Behandlungen erfordern eine ausreichende Kalorienzufuhr. Ausreichend muss aber auch bedeuten: nicht im Übermaß! So wie durch sportliche Betätigung versucht wird, den Körper in Hochform zu bringen, so sollte eine ausgewogene Ernährung einen weiteren wichtigen Beitrag zu diesem Ziel leisten. Dementsprechend sollte beim Fettkonsum Zurückhaltung geübt werden. Insbesondere vom Verzehr großer Mengen gesättigter Fette und Cholesterine wird daher abgeraten. Auch diese Vorgabe wurde versucht, durch die Auswahl von Gerichten und Zutaten entsprechend umzusetzen.
Nachdem ein großer Anteil der Patienten nicht am Prostatakrebs, sondern an – z. T. auch durch die Behandlung verstärkten – Herz-Kreislauf-Erkrankungen verstirbt, können viele Vorschläge zur Ernährung aus kardiologischen Empfehlungen übernommen werden.
Die Auswahl der Rezepte erfolgte im Wesentlichen entlang der folgenden Vorgaben: Die Gerichte sollten:
- gut schmecken!
- möglichst leicht verfügbare Zutaten enthalten,
- von der Anzahl der Zutaten begrenzt sein,
- der Aufwand bei der Zubereitung sollte keine speziellen Fertigkeiten benötigen,
- die Rezepte sollten sich ein wenig abheben und schließlich
- preislich in Grenzen bleiben.
Dabei habe ich auch auf Rezepte aus unserem, inzwischen leider vergriffenen, wunderschönen Kochbuch der „Männerküche“ zurückgegriffen.
Generell sollen die Rezepte aber dazu anregen, eine bewusste Ernährung anzustreben. Sie sind daher nicht als strenge Vorgaben zu sehen, sondern sollen motivieren zu experimentieren, sich mit der Materie auseinanderzusetzen und den gesamten Vorgang der Ernährung (Auswahl der Mahlzeiten, Einkauf, Zubereitung und Verzehr) bewusst zu genießen. Als jemand, der Ernährung als einen positiven Teil seines Lebens betrachtet, habe ich mich über den Auftrag zur Mitwirkung an dieser Aktion gefreut und möchte diese Erfahrungen gerne weitergeben.
Ihr
Prof. Dr. med. Bernd Schmitz-Dräger
Urologie24, Nürnberg Fürth
Für weitere Informationen, hier einige Quellen:
- Schmitz-Dräger BJ, Lümmen G, Bismarck E, Fischer C; die Mitglieder des Arbeitskreises Prävention, Umwelt und Komplementärmedizin (PUK). Sekundär- und Tertiärprävention Urologischer Tumore. Urologe A. 2011; 50: 1283-87
- Schmitz-Dräger BJ, Ebert T, Höfer R, Zaun S: MännerKüche. Verlag im Kilian, Marburg, 2001
- www.prostata.de
- www.prostatakrebs-bps.de
- www.kalorientabelle.net
- http://www.lexolino.de/c,kultur_alltagskultur_gesundheit_ern%E4hrung_n%E4hrwerttabellen