„Sehr realistisch”: Prostata-Attrappe besteht OP-Test
Wissenschaftler haben eine Prostata-Attrappe entwickelt, die sich mit einem 3-D-Drucker herstellen lässt. Sie soll bei der Ausbildung von Chirurgen helfen. Ein Ärzteteam der Universität Freiburg hat das Modell getestet. Ergebnis: „sehr realistisch”.
Angehende Piloten trainieren viele hundert Stunden in einem Flugsimulator, bevor sie ein echtes Flugzeug fliegen dürfen. Im Gegensatz dazu haben Chirurgen nur sehr begrenzten Zugang zu Simulatoren; und die, die es gibt, bieten keine ausreichend realistischen Bedingungen. Um das Training von Chirurgen zu optimieren und Ergebnisse quantitativ messbar zu machen, haben Grundlagenforscher des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme und der Universität Stuttgart das erste Organmodell entwickelt, mit dem Chirurgen eine realistische transurethrale Resektion der Prostata (TURP) simulieren können. Die Attrappe besteht dabei aus Materialien, die sich wie echtes Gewebe verhalten.
TURP am Modell üben
Ein Ärzteteam der Urologie des Universitätsklinikums Freiburg hat jetzt mit der gleichen Ausrüstung, mit der solche Eingriffe normalerweise vorgenommen werden, am Prostatamodell operiert. Dank der Attrappe konnten die Wissenschaftler zudem das Ergebnis der Operation deutlich visualisieren, was bei echten Patienten unmöglich ist. Die Wissenschaftler haben nämlich ein automatisiertes Bewertungssystem entwickelt, um angehenden Chirurgen unmittelbar nach dem Training Feedback zu geben.
Bei der TURP wird das Innere der Prostata entfernt, während die periphere Zone erhalten bleibt. Ein erfahrener Chirurg ist in der Lage, die inneren und äußeren Zonen anhand der taktilen Rückmeldung des Endoskops und dem Aussehen des Gewebes zu unterscheiden. Die Aneignung dieser Fähigkeit erfordert jedoch viel Übung. Die neue Attrappe soll helfen, wertvolle Erfahrung zu sammeln, ohne das Risiko einzugehen, einen Fehler bei einem Patienten zu machen.
Das realistische Modell wurde im 3-D-Druck hergestellt und anschließend modelliert. Die Forscher verwendeten dafür spezielle biomimetische Materialien, um die richtige Festigkeit, ein realitätsgetreues Aussehen und die Interaktion mit dem Operationsbesteck zu gewährleisten. Darüber hinaus fügten die Forscher bildgebende Kontrastmittel hinzu, die erst nach der Operation die beiden verschiedenen Zonen sichtbar machten. Dadurch kann der Chirurg erstmals eine Rückmeldung über die Genauigkeit der Resektion erhalten.
„Das künstliche Organ fühlt sich sehr realistisch an, wie an einem echten Patienten,” sagt Prof. Arkadiusz Miernik, Oberarzt für Urologie und Sektionsleiter Urotechnologie am Universitätsklinikum Freiburg. „Ich bin mir sicher, solch ein Modell wird die chirurgische Ausbildung verändern. Im Vergleich zu Kadaver- oder Tiermodellen ist es wesentlich angenehmer in der Handhabung, spart Zeit und Geld und kann für spezielle Verfahren ausgelegt werden. Und es liefert wertvolles Feedback, wie man seine chirurgischen Fähigkeiten verbessern kann.”
(Cyber Valley / MPI-IS / ms)
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