Osteoporose bei Prostatakarzinom

Knochenschwund erhöht das Risiko für Knochenbrüche. Er kommt mit dem Alter häufiger vor, ebenso wie Prostatakrebs, kann aber auch die Folge von dessen Behandlung sein. Dagegen vorbeugen hilft am besten.

Osteoporose (Knochenschwund) ist eine allgemeine Erkrankung des Skeletts. Die wichtigsten Kennzeichen sind eine verminderte Knochenmasse und eine verschlechterte Kochenstruktur. Dadurch steigen die Empfindlichkeit der Knochen und das Risiko für Knochenbrüche, vor allem durch Stürze, aber auch schon unter Alltagsbedingungen. Mit Brüchen verbunden sind Schmerzen, Einschränkungen der Beweglichkeit und eine Verschlechterung der Lebensqualität. Die Häufigkeit der Osteoporose nimmt mit dem Alter stark zu, Frauen sind deutlich öfter betroffen als Männer, vor allem nach den Wechseljahren.

Vorbeugung

Eine Vorbeugung gegen Osteoporose und Knochenbrüche ist selbst im hohen Alter noch möglich. Denn die im folgenden aufgeführten Maßnahmen wirken schon innerhalb weniger Monate, allerdings nur, solange sie auch durchgeführt werden:

  • Regelmäßige körperliche Aktivität, um Muskelkraft, Koordination und Knochenaufbau zu fördern.
  • Verwenden von Hilfsmitteln bei erhöhter Sturzneigung.
  • Vermeiden von Untergewicht (BMI weniger als 20kg/qm) mit dem Ziel, Muskelmasse aufzubauen.
  • Kalzium-Zufuhr von täglich mindestens 1000mg mit der Nahrung (z.B. Milch, Milchprodukte, Nüsse, Broccoli u.a. Kohlarten). Ist dies nicht möglich, können Nahrungsergänzungsmittel genommen werden. Insgesamt möglichst nicht mehr als 1500mg, weil das Risiko für andere Erkrankungen steigt.
  • Ausreichende Zufuhr von Vitamin D. Ein schwerer Mangel lässt sich schon mit 30 Minuten Sonne pro Tag auf Gesicht und Arme vermeiden. Eventuell zusätzliche Gabe von Vitamin D.
  • Ausreichende Zufuhr von Vitamin B12 (z.B. Innereien, Hefe, Eier, Milch, Fisch) und Folsäure (z.B. Innereien, Hefe, Eier, Weizenkeime, Spinat, Broccoli u.a. Kohlarten) mit der Nahrung.
  • Vermeiden von Nikotin (Rauchen).
    • Medikamente, die Osteoporose und Knochenbrüche fördern, möglichst vermeiden, zum Beispiel durch regelmäßiges Prüfen der Dosis und Notwendigkeit.

Risikofaktoren für Knochenbrüche bei Osteoporose

Die folgenden Faktoren erhöhen das Risiko für Knochenbrüche bei Osteoporose jeweils um mindestens 50 Prozent. Manche davon lassen sich durch eine Behandlung positiv beeinflussen, und manche sind sogar vermeidbar (s. auch oben unter Vorbeugung).

Allgemeine Risikofaktoren sind: Lebensalter (das Risiko verdoppelt sich mit jedem Lebensjahrzehnt), Geschlecht (bei Frauen ist das Risiko doppelt so hoch wie bei Männern), frühere Knochenbrüche (auch bei den Eltern), frühere Stürze, eingeschränkte Beweglichkeit (Gehstrecke unter 100m), Nikotinkonsum (Rauchen), Untergewicht (BMI kleiner 20kg/qm), Mangel an Kalzium, Vitamin D, Vitamin B12, Folsäure und Homozystein (eine Aminosäure), chronische Entzündungen.

Bestimmte Grunderkrankungen können das Risiko für Knochenbrüche ebenfalls erhöhen. Dies sind vor allem hormonell bedingte Stoffwechselstörungen wie Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), außerdem rheumatische Erkrankungen, Epilepsie und eine Entfernung des Magens.

Auch zahlreiche Medikamente erhöhen das Risiko für Knochenbrüche, oder sie begünstigen Stürze. Bei Männern wichtig sind hier Medikamente, die zur Absenkung der männlichen Geschlechtshormone (Androgene) führen und deshalb auch zur Hormonbehandlung bei Prostatakrebs verabreicht werden (Näheres in der Rubrik „Früherkennung und Diagnose“ unter Hormontherapie). Diese Wirkstoffe erhöhen das Risiko für Knochenbrüche auf maximal das Doppelte. Gleiches gilt auch für die operative Entfernung der Hoden (Orchiektomie) und für den Androgenmangel aus anderen Gründen, zum Beispiel den so genannten Altershypogonadismus (Näheres dazu hier im Magazin unter Testosteronersatztherapie und Prostatakarzinom).

Untersuchungen bei erhöhtem Risiko für Knochenbrüche

In der aktuellen Osteoporose-Leitlinie werden Untersuchungen im Allgemeinen nur dann empfohlen, wenn das Risiko für Knochenbrüche einen bestimmten Wert überschreitet. In dessen Berechnung fließen alle oben genannten Risikofaktoren mit ein. Das Basisprogramm besteht aus dem Erheben der Vorgeschichte (Anamnese), der körperlichen Untersuchung mit Beweglichkeitstests, der Knochendichtemessung (Osteodensitometrie; mit Hilfe von besonderen Röntgenaufnahmen), Röntgenaufnahmen bei Wirbelkörperbrüchen (bzw. bei Verdacht darauf) sowie Laboruntersuchungen. Weitere Untersuchungen können im Einzelfall nötig sein (z.B. CT, MRT, Knochenbiopsie).

Behandlung

Grundlage der Behandlung ist die Umsetzung möglichst aller Maßnahmen, die oben unter Vorbeugung genannt sind (v.a. körperliche Aktivität und die ausreichende Zufuhr von Kalzium und Vitamin D). Hinzu kommen eine besondere Betreuung nach Stürzen und Brüchen, um eine Einschränkung der Beweglichkeit zu vermeiden, sowie - sofern möglich - das Ausschalten von Risikofaktoren (s.o., z.B. durch Behandlung von Grundkrankheiten oder Dosisverminderung von begünstigenden Medikamenten).

Eine spezielle Behandlung der Osteoporose sollte nur unter bestimmten Bedingungen erfolgen, abhängig von den Risikofaktoren und den Untersuchungsbefunden. Sie ist mit verschiedenen Medikamenten möglich. Für Männer sind derzeit in Deutschland dazu mehrere Wirkstoffe zugelassen (so genannte Bisphosphonate und ein Hormonpräparat). Ist die Osteoporose Folge einer Hormontherapie bei Prostatakrebs, kommt außerdem ein Antikörper gegen bestimmte Knochenzellen in Betracht. Ist sie hingegen Folge eines Androgenmangels aus anderen Gründen (s.o. unter Risikofaktoren) kann Testosteron (das wichtigste Androgen) ersetzt werden, bei hohem Risiko für Knochenbrüche kombiniert mit einem Bisphosphonat (Näheres s. Testosteronersatztherapie und Prostatakarzinom). Dies ist bei Prostatakrebs jedoch ausgeschlossen.

Bei einem Knochenbruch infolge einer Osteoporose umfasst die Behandlung die (ggf. operative) Stabilisierung des Bruchs, die medikamentöse Therapie von akuten und chronischen Schmerzen sowie die schnellstmögliche Mobilisierung (evtl. im Rahmen einer Reha-Maßnahme; s. hierzu auch Rehabilitation nach Prostatakrebs-Behandlung).

Verlaufskontrollen bei Patienten mit und ohne spezielle medikamentöse Behandlung der Osteoporose sollen in regelmäßigen Abständen erfolgen. Diese richten sich nach den Risikofaktoren, den Befunden und der Art der Therapie und liegen im Bereich von 3 Monaten bis 2 Jahren.

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