Mehr Lebensqualität durch Hormondepot für sechs Monate
Laut einer neuen Untersuchung würden sich viele Männer mit Prostatakrebs, die mit LH-RH-Analoga behandelt werden, für ein 6-Monats-Depot entscheiden, weil sie sich durch häufigere Injektionen belastet fühlen.
LH-RH-Analoga sind Wirkstoffe, die den Spiegel von männlichen Geschlechtshormonen (Androgenen) im Blut absenken, um das weitere Wachstum von Prostatakrebszellen zu verhindern. Verwendet werden sie in der Regel dann, wenn der Tumor die Prostatakapsel durchbrochen hat oder Metastasen vorliegen, manchmal auch, wenn eine andere Behandlung nicht infrage kommt, oder in Kombination mit einer radikalen Prostatektomie oder einer Bestrahlung (Näheres dazu s. Hormontherapie des Prostatakarzinoms).
Ein solcher Androgenentzug mit LH-RH-Analoga muss oft über längere Zeit fortgeführt werden. Weil diese Medikamente aber gespritzt werden müssen, wurden Depotpräparate entwickelt, die 1-3 Monate oder auch 6 Monate wirken. Welches Depotpräparat gewählt wird, richtet sich zum einen danach, wie lange die Hormone gesenkt werden sollen. Zum anderen beeinflusst die Wahl aber auch die Lebensqualität des Betroffenen: Wirkstoffe in fester Form (als Implantat) erfordern eine dickere Nadel als Injektionslösungen und verursachen deshalb mehr Schmerzen bei der Injektion. Und bei kurz wirksamen Depotpräparaten sind häufiger Injektionen nötig als bei lang wirksamen.
Um dies näher zu untersuchen, wurde Ende 2008 eine Umfrage unter 550 Männern mit Prostatakrebs durchgeführt, die bereits 1-, 2- oder 3-Monats-Depots erhielten. Man fragte sie nach ihrem Alter, mit welchem LH-RH-Präparat und wie lange sie schon behandelt wurden, ob sie ein 6-Monats-Depot bevorzugen würden, nach den Gründen für und gegen ein 6-Monats-Depot sowie in welchem Ausmaß sie sich davon belastet fühlten, durcheine regelmäßige Spritze an die Krankheit erinnert zu werden.
Die Umfrage ergab, dass der größte Teil der Männer ein 3-Monats-Depot erhielt (fast 90%). Eine Belastung, durch die Spritzen mit der Krankheit konfrontiert zu werden, gaben etwa zwei Drittel an, jeder Zehnte empfand sie sogar als hoch. Patienten mit Vorbehalten gegen ein 6-Monats-Depot bevorzugen eine Injektion pro Monat oder Quartal, weil sie sich dann ärztlich besser betreut fühlen (71%), oder wollen keine Umstellung auf ein anderes Medikament (57%). Fast die Hälfte der Befragten (49,7%) würde jedoch ein 6-Monats-Depot vorziehen, vor allem Patienten zwischen 40 und 59 Jahren und über 80 Jahren. Sie empfinden zwei Spritzen pro Jahr als angenehmer als mehrere (70%), möchten durch weniger Spritzen seltener an die Krankheit erinnert werden (48%) oder wollen zum Verreisen flexibler sein (40%).
Fazit
Die Hälfte aller befragten Patienten bevorzugt ein 6-Monats-Depot, um von der Krankheit entlastet zu werden. Manche Patienten meinen jedoch, dies könne die Sicherheit der Behandlung beeinträchtigen. Beide Gesichtspunkte sollten im Gespräch zwischen Arzt und Patient bei der Wahl des für den Einzelnen besten Präparats berücksichtigt werden. LH-RH-6-Monats-Depots gibt es derzeit nur von einem Wirkstoff und bieten sich vor allem an bei sehr mobilen und wenig mobilen Männern und bei Männern, die ihre Nachsorgetermine zuverlässig wahrnehmen, sich aber seltener spritzen lassen wollen. Sie erlauben zeitlich flexible Zwischenkontrollen, die dennoch empfehlenswert sind, und können die Lebensqualität steigern.
Zur Wirkungsweise von LH-RH-Analoga unter der Übersicht zur Prostata und den Sexualhormonen.
Zum Androgenentzug bei Prostatakrebs in der Rubrik „Prostatakrebs“ unter Hormontherapie, in der Broschüre „Die Radikaloperation der Prostata beim Prostatakarzinom“ im Anhang Hormonentzugstherapie
Kahmann, F., et al.: Patienten-Akzeptanz einer 6-Monats-Depot-Spritze eines LHRH-Agonisten bei der Behandlung des Prostatakarzinoms - Ergebnisse einer Patientenbefragung in drei urologischen Netzwerken in Deutschland. 3. Nordkongress Urologie, Braunschweig, 14.-16.5.09, Abstract des Vortrags HF 1.7 am 14.5.09