Übergewicht kann die Diagnose von Prostatakrebs verzögern

Weil das PSA im Blut verdünnt und die Prostata größer ist, sollte man bei Übergewichtigen den PSA-Grenzwert zur Biopsie niedriger ansetzen und/oder bei der Biopsie mehr Proben entnehmen, so eine neue Studie.

Zur Untersuchung auf Prostatakrebs wird sehr oft der PSA-Test verwendet (Näheres s. PSA-Wert Bestimmung). Das Ergebnis kann jedoch zu einer so genannten Überdiagnose, also unnötigen weiteren Untersuchungen führen. Deshalb ist es wichtig zu wissen, was den PSA-Spiegel im Blut beeinflussen kann. Übergewicht ist weltweit auf dem Vormarsch und betrifft derzeit fast jeden dritten Erwachsenen, in den USA und Europa einen deutlich höheren Anteil. Es könnte das Erkennen von Prostatakrebs beeinflussen, insbesondere durch einen Einfluss auf den PSA-Wert und die Prostatagröße.

So ist bekannt, dass übergewichtige Männer niedrigere PSA-Werte haben als andere Männer, möglicherweise verursacht von geringeren Spiegeln an Testosteron (männliches Geschlechtshormon) und/oder von einer Verdünnung des PSA in einem größeren Blutvolumen. Zudem soll bei Übergewichtigen Prostatakrebs eher in einem späteren Stadium entdeckt werden. Dies spricht dafür, dass auch die Prostatagröße eine Rolle spielt und die Biopsie (Probeentnahme) später empfohlen wird (s. hierzu auch Spätere Krebsdiagnose bei Übergewicht?).

Um frühere Untersuchungen zu überprüfen und vor allem die Auswirkung einer Veränderung von Körpergewicht, PSA-Wert und Prostatavolumen im Verlauf der Zeit zu bestimmen, wurde eine Studie durchgeführt: Hierbei wurden 40-79-jährige Männer aus dem US-Bundesstaat Minnesota ab 1990 alle zwei Jahre untersucht, insgesamt bis zu acht mal. Man bestimmte Körpergröße, Körpergewicht, PSA-Wert und Prostatavolumen (Letzteres mit Ultraschall, s. TRUS) und berechnete das Volumen der Blutflüssigkeit (Blutplasma) und die darin befindliche PSA-Menge. 545 Männer mit mindestens zwei Messungen wurden schließlich in die Auswertung einbezogen.

Die Ergebnisse zeigten, dass Männer mit einem mindestens deutlichen Übergewicht (BMI ab 30, s. Übergewicht) im Vergleich zu weniger Schwergewichtigen einen niedrigeren PSA-Wert (Blutspiegel) hatten und dieser im Verlauf langsamer anstieg. Beides macht eine Entscheidung zur Biopsie unwahrscheinlicher und geht zumindest zum Teil auf einen Verdünnungseffekt zurück. Denn die Übergewichtigen hatten ein höheres Plasmavolumen, aber keine größere PSA-Gesamtmenge, sowohl zu Anfang als auch im weiteren Verlauf. Ihr Prostatavolumen war jedoch höher, was auch noch die Trefferquote der Biopsie statistisch verringert, falls ein bösartiger Tumor vorhanden ist.

Fazit der Autoren

Bei der Beurteilung von PSA-Werten und bei der Empfehlung zur Prostatabiopsie sollte das Körpergewicht des Patienten berücksichtigt werden. Bei Übergewicht könnte sich die Entdeckung eines möglichen Prostatakarzinoms verzögern, weil das PSA im Blut verdünnt und die Prostata größer ist. Deshalb wäre es sinnvoll, bei Übergewicht den PSA-Grenzwert zur Biopsie (Anmerkung: Je nach Messverfahren normalerweise z.B. 4ng/ml) niedriger anzusetzen und/oder bei der Biopsie mehr Proben zu entnehmen.

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