Hämaturie

Die Blutbeimengung zum Urin (Harnblutung) kann zahlreiche ernste Ursachen haben. Sie ist deshalb immer ein Alarmsignal und erfordert eine sofortige ärztliche Untersuchung.

Einteilung

Nach der Sichtbarkeit unterscheidet man die Mikrohämaturie, die sich nur mikroskopisch nachweisen lässt, von der Makrohämaturie, die makroskopisch, also schon mit bloßem Auge erkennbar ist. Je nach Menge des Blutes ist der Urin bei der Makrohämaturie schwach rosa bis dunkelrot verfärbt, bei älterem Blut wird der Farbton bräunlich. Wichtig ist zu wissen, dass schon eine relativ geringe Blutbeimengung den Urin deutlich anfärbt.

Eine weitere Einteilung erfolgt anhand des Auftretens der Blutbeimengung während des Wasserlassens. Hier werden die initiale (zu Beginn), terminale (am Ende) und totale Hämaturie (während der gesamten Harnentleerung) unterschieden. Diese Unterscheidung kann wichtige Hinweise auf den Ursprung der Blutung geben. Außerdem unterscheidet man anhand von begleitenden Schmerzen zwischen der schmerzlosen und schmerzhaften Hämaturie.

Ursachen

Die Liste der möglichen Ursachen ist lang: Zum Beispiel Entzündungen, Steine, Tumoren, Gefäßveränderungen oder Verletzungen im Bereich von Niere, Harnleiter, Harnblase, Prostata oder Harnröhre, Störungen der Blutgerinnung (auch durch Medikamente) und Krankheiten von Blut, Leber, Herz und Gefäßen.

Hinweise geben die Art der Hämaturie und begleitende Zeichen. So spricht eine initiale, schmerzhafte Makrohämaturie für eine Entzündung der Harnröhre (Urethritis), eine terminale, schmerzhafte hingegen für eine Blasenentzündung (Zystitis) oder, besonders in Verbindung mit Harnstottern, für einen Harnblasenstein. Typisch bei Prostatitis sind dumpfe Schmerzen am Damm und Beschwerden beim Wasserlassen. Eine schmerzlose Makrohämaturie kann beim benignen Prostatasyndrom (BPS) auftreten, wenn durch Pressen beim Wasserlassen eine von der vergrößerten Prostata gestaute Vene am Harnröhrenanfang platzt. Zum Ausschluss einer Tumorerkrankung muss der Ursache der Hämaturie immer nachgegangen werden.

Komplikationen

Bei stärkeren Blutungen kann es zur Gerinnung in der Blase kommen und es bilden sich Blutkoagel. Diese können die Harnwege verstopfen und das kann wiederum zu einem schmerzhaften Harnverhalt führen. Die Blasentamponade muss ausgespült oder sogar operativ ausgeräumt werden.

Untersuchung

Eine Makrohämaturie sieht sehr beunruhigend aus. Der Blutverlust ist dagegen meist gering (Blut färbt sehr intensiv, denken Sie zum Beispiel an das Mundspülwasser bei Zahnfleischbluten). Wegen der möglichen ernsten Ursachen sollten Sie immer einen Arzt (Urologen) aufsuchen.

Nach dem Erheben der Krankengeschichte (Anamnese) und der körperlichen Untersuchung wird der Urin untersucht: Der Teststreifen liefert erste, richtungweisende Befunde. Eine Urinkultur wird angelegt, um eine Infektion auszuschließen. Kann der Patient nicht eindeutig zwischen einer initialen, terminalen und totalen Hämaturie unterscheiden, hilft eine Dreigläserprobe, wobei jeweils eine erste, mittlere und letzte Harnportion beim Wasserlassen aufgefangen wird. In der Regel wird eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie) vorgenommen. Über weiterführende Untersuchungen (z.B. CT, MRT, Blasenspiegelung) wird je nach Einzelfall entschieden.

Abgrenzung

Die Hämaturie ist abzugrenzen von der Rotfärbung des Urins, zum Beispiel mit Blutfarbstoff (Hämoglobinurie, vor allem bei Bluterkrankungen), mit Muskelfarbstoff (Myoglobinurie, bei Muskelzerfall), durch Medikamente (insbesondere Magen-Darm-Mittel) und durch Nahrungsmittel (rote Bete, Rhabarber, manche Tees, zugesetzte Farbstoffe).

Behandlung

Keinesfalls sollte eine Hämaturie ohne vorherige Untersuchung behandelt werden. Denn die Behandlung richtet sich immer nach der Ursache. Siehe hierzu beispielsweise Prostatitis und benignes Prostatasyndrom (BPS).